Unter dem Motto »Bewährung: Von der nützlichen Erfahrung, nützlich zu sein« lädt der Hamburger Bildungsdiskurs am 2. April 2007 im
KörberForum.
Der wohl bekannteste deutsche Reformpädagoge der Nachkriegszeit, Hartmut von Hentig, spricht am 2. April 2007 um 19 Uhr mit Reinhard Kahl im KörberForum - Kehrwieder 12 über das Abenteuer einer entschulten Schule. Vor Beginn der Veranstaltung zeigen wir bereits ab 18 Uhr ein filmisches Portrait, das interessante Einblicke in Leben und Werk des Schulreformers bietet. Hartmut von Hentig, Deutschlands einflussreichster Reformpädagoge und Gründer der Laborschule Bielefeld, bezweifelt, ob die Schule in der Mittelstufe überhaupt der geeignete Ort für Bildung und Erziehung ist. Kurz vor seinem achtzigsten Geburtstag legt er mit dem Buch »Bewährung: Von der nützlichen Erfahrung, nützlich zu sein« ein pädagogisches Manifest vor. Sein Credo: Die Schule entlässt ihre Schüler kenntnisreich und erwartungsvoll, aber erfahrungsarm und orientierungslos. Warum also nicht in der Pubertät den herkömmlichen Unterricht durch »wirkliche Aufgaben und Herausforderungen« ersetzen? Er schlägt vor, die Schulzeit in den Klassen 7 bis 9 durch Erlebnisprojekte außerhalb der Schule zu »entschulen« oder nach Beendigung der Schulzeit sogar ein soziales Jahr zur Pflicht zu machen. Das Ziel sind Erfahrungen, die die Schule kaum noch bietet, nämlich die, gebraucht zu werden, sich in der Gemeinschaft zu bewähren und Verantwortung zu übernehmen.
Die Beispiele, die von Hentig vorschlägt, erinnern an Lagerfeuerromantik: Jugendliche sanieren zum Beispiel ein Bauernhaus, gehen auf große Fahrt, leisten soziale Arbeit, arbeiten in Umweltprojekten oder lernen auf eigene Faust eine Fremdsprache im Ausland. Dass Schule aber mehr sein muss, als die Vorbereitung auf die nächste Klassenarbeit oder Versetzung, wird niemand bezweifeln. »Wenn eine Gesellschaft ihre jungen Menschen nicht braucht und sie dies ausdrücklich wissen lässt, indem sie sie in Schulen, an Orten, von denen nichts ausgeht, kaserniert und mit sich selbst beschäftigt, sie von allen Aufgaben ausschließt, dann zieht sie ihre eigenen Zerstörer groß.«
Im Gespräch mit Reinhard Kahl erläutert Hartmut von Hentig, wie man Schule zu einem echten Lebensort macht. Das ist seit bald einem halben Jahrhundert für ihn Programm und Passion.
Mit ihrer neuen Reihe »Hamburger Bildungsdiskurs« hat die Körber-Stiftung einen Ort in Hamburg geschaffen, an dem jenseits von ideologischen Grabenkämpfen eine pragmatische und zugleich phantasievolle Debatte über Lernen und Erziehung, über Bildung und Wissenschaft, über Kinder und Generationen geführt wird.
Der Eintritt ist frei. Per
mail muss eine Anmeldebestätigung angefordert werden, die bei ausgebuchter Veranstaltung als Eintrittskarte dient.
apriori - 12. Mär, 15:36 -
Schule