Schule

Aus dem NRW-Landtag zu Pisa

Ministerin Sommer zu einem Antrag der Grünen mit dem Titel Sitzenbleiben überflüssig machen – Individuelle Förderung stärken in einer Sitzung des Landtags NRW am 9.11.05:

003/2004 – lassen Sie es sich auf der Zunge zergehen – 60.000 Sitzenbleiber im Schuljahr! Das sind nach unserer Auffassung zu viele. Ich bin der festen Überzeugung, dass zahlreiche betroffene Schülerinnen und Schüler das Ziel der Klasse erreicht hätten, wenn sie eine individuelle Förderung erhalten hätten. Ich bin aber auch sicher, dass für einige Schülerinnen und Schüler die sogenannte Ehrenrunde notwendig war, weil die Defizite einfach zu groß waren. Wir wollen ein gerechtes Schulsystem, in dem jedes Kind und jeder Jugendliche unabhängig von seiner Herkunft seine Chancen und Talente nutzen und entfalten kann. Um dies zu erreichen soll sich Schule – und hier vor allem der Unterricht – stärker an der individuellen Förderung der Schülerinnen und Schüler orientieren. Wir wollen, dass Schulen verstärkt die Möglichkeit erhalten, spezielle Angebote zur Förderung von lernschwachen und hochbegabten Kindern und Jugendlichen zu schaffen. Hierzu können Schulen beispielsweise spezielle Förderverbünde gründen. Das heißt, dass sich mehrere Schulen zusammenschließen, um spezielle und differenzierte Angebote zu machen. Das gilt auch und besonders für hochbegabte Schülerinnen und Schüler. Denn auch hochbegabte Schülerinnen und Schüler müssen im Einzelfall einmal eine Klasse wiederholen. Wir wissen nicht erst seit Pisa, wie wichtig Leseförderung ist. Wir wollen auch weiterhin Kompetenzen nutzen – auch das zeigt uns die Pisa-Studie –, die im Augenblick noch nicht ausgeschöpft sind. Für die Landesregierung ist es kein Luxus, unterschiedliche Talente nachdrücklich zu fördern. Es ist für uns eine Notwendigkeit, die es schon in Vor-Pisa-Zeiten gab, aber danach erst recht. Auch die Kultusminister der anderen Länder setzen hier einen Schwerpunkt. Ich freue mich, dass wir im Ministerium die federführende Arbeitseinheit zu dem Bereich „Individuelle Förderung, Förderung besonders begabter Schülerinnen und Schüler, Hochbegabtenförderung“ haben. In dieser Arbeitseinheit wird die Begabungsförderung in enger Zusammenarbeit von Schulen, Hochschulen, Seminaren und Schulaufsicht konzeptionell neu ausgerichtet. Schwerpunkt der Arbeitseinheit ist die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte im Hinblick auf eine Verbesserung der Diagnosefähigkeit, des Umgangs mit Heterogenität und der individuellen Förderung. Es gibt einen großen Nachholbedarf. Nordrhein-Westfalen ist nach der Pisa-Studie 2003 weiter zurückgefallen. Ich möchte schlaglichtartig auf einige Punkte aufmerksam machen, die mir wichtig sind, die mich unglücklich stimmen und die wir angehen müssen: Circa 35 % der Hauptschüler und 21 % der Realschüler kommen von einer anderen Schulform. Vergleichen wir die Anteile der Schüler, die mindestens eine Schullaufbahnverzögerung durch Zurückstellung bei der Einschulung beziehungsweise durch Klassenwiederholung hinter sich haben, gehört Nordrhein-Westfalen neben den Stadtstaaten wiederum zu den Ländern mit den höchsten Quoten. Gut jeder dritte 15-jährige Schüler hat in Nordrhein-Westfalen mindestens eine Verzögerung seiner Schullaufbahn erfahren. Noch schlechter ist das Bild für unsere Schülerinnen und Schüler von der Hauptschule. 60 % aller Hauptschüler haben eine verzögerte Schullaufbahn. Jeder vierte Hauptschüler weist zwei oder sogar drei Schullaufbahnenverzögerungen auf. Diese Werte sind im internationalen Vergleich, aber auch im Vergleich mit den Werten der neuen Bundesländer sehr hoch und zeigen ein unverändert trübes Bild. Wir müssen uns bemühen – Sie haben es eben erwähnt –, im Umgang mit Lebensarbeitszeit nicht mehr so großzügig umzugehen. Wir werden die Bedeutung der individuellen Förderung, die Förderung von schwachen Schülerinnen und Schülern bei der Novellierung des Schulgesetzes berücksichtigen. Gerade im Hinblick auf Hauptschulen ist unser Ansatz der Bereitstellung vollwertiger Ganztagsplätze genau richtig. Fördern braucht Zeit – bei Bedarf den ganzen Tag. Wir bauen auf den Sachverstand unserer Lehrkräfte, auf ihren Elan, ihr Engagement für Kinder und Jugendliche und ihre pädagogische Leidenschaft. Wir wollen, dass Lehrer wieder mehr Zeit für Unterricht und Förderung erhalten. Darum wollen wir sie von Verwaltungsaufgaben weitestgehend entlasten. Ein weiterer Beitrag zur Verminderung des Sitzenbleibens wird auch ein verbindlicheres Übergangsverfahren von der Grundschule zu den weiterführenden Schulen sein. Auch hier werden wir im neuen Schulgesetz die entsprechenden Regelungen schaffen. In öffentlichen Veranstaltungen habe ich auch vor dem Hintergrund der internationalen Vergleichsstudien darauf aufmerksam gemacht, dass ich mir wünsche, dass der Begriff Heterogenität wieder positiver aufgefasst wird. Für mich stellt die Verschiedenheit der Schülerinnen und Schüler eine Chance und keinen Nachteil dar. Ich halte es nicht für sinnvoll, das Verfahren der Klassenwiederholungen generell abzuschaffen. Das alleinige Abschaffen des Sitzenbleibens, ohne die Möglichkeit zur individuellen Förderung zu verbessern, macht keinen Sinn und wird den Notwendigkeiten nicht gerecht. Im Rahmen einer Individualisierung von Bildungsverläufen muss als Ultima Ratio die Möglichkeit bestehen, auch durch Klassenwiederholungen beziehungsweise in wenigen begründeten Fällen durch einen Schulformwechsel Schullaufbahnen zu korrigieren. Doch müssen wir durch Intensivierung der individuellen Fördermaßnahmen die Zahlen dringend verringern. Individuelle Förderung meint dabei, Unterschiede zu akzeptieren, zu erkennen, dass es viele Formen unverschuldeter Benachteiligung gibt, und zu versuchen, diese abzubauen. Individuelle Förderung meint auch, Chancengerechtigkeit nicht mit Gleichbehandlung zu verwechseln. Jedes Kind ist anders. Darum müssen wir die stärkenorientierte Förderung mehr in den Blick nehmen, auch und gerade für Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen in der Hauptschule.
E.K. (Gast) - 16. Nov, 15:31

Danke, am besten ist ausdrucken.

Klaus (Gast) - 16. Nov, 19:24

So gute Ideen aus so konservativem Lager.

http://macros.antville.org/stories/142525http://macros.antville.org/stories/142506

News............................. zu Hochbegabung, Begabung, Förderung u. Unterforderung von Kindern u. Jugendlichen für Lehrer, Eltern, Erzieher, Verbände u. Vereine.

Vademecum...................

Hochbegabte Kinder.......

zeichnen sich durch sehr früh entwickelte, weit überdurchschnittliche Fähigkeiten und Interessen aus, durch die sie Gleichaltrigen oft beträchtlich voraus sind. Dies kann den logisch-mathematischen, den sprachlichen, den musikalischen, den bildnerisch- künsterischen, den sportlichen oder den sozialen Bereich, manchmal auch mehrere dieser Bereiche gleichzeitig, betreffen. Ca. 3 % aller Jahrgänge sind weit überdurchschnittlich intellektuell befähigt und gelten mit einem IQ < 130 als hochbegabt. Oft entwickeln hochbegabte Kinder Probleme in der Schule und im sozialen Umgang, wenn ihre intellektuellen Bedürfnisse lange Zeit nicht wahrgenommen wurden und die Kinder sich deshalb nicht frei entfalten konnten.
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Kommentare..................

Schule Universität
Lernplattform Schule Universität https://schuleu niversitaet.twoday.net/mai n
Georg (Gast) - 7. Mär, 20:16
Was soll denn die Frage,...
Was soll denn die Frage, ob das sein muss? Bei keiner...
K.H.M. (Gast) - 4. Okt, 15:19
So fällt es auf, daß...
So fällt es auf, daß es keinen Grund zur Euphorie gibt,...
K.S. (Gast) - 17. Aug, 19:57
Super, diesen Ansatz...
Super, diesen Ansatz mit den 3,75 % habe ich noch nirgends...
Mike (Gast) - 16. Aug, 23:38
Bis jetzt habe ich noch...
Bis jetzt habe ich noch nichts, aber ich hoffe noch...
apriori - 5. Jul, 13:35
Gibt es Reaktionen der...
Gibt es Reaktionen der Hochbegaben-Vereine u. Verbände...
Mike (Gast) - 5. Jul, 10:59
Lass Dir nichts aufdrängen,...
Lass Dir nichts aufdrängen, von wem auch immer. Dieser...
Eva (Gast) - 19. Mär, 21:38
Was ist passiert? Gibt...
Was ist passiert? Gibt es einen aktuellen Anlaß für...
G.B. (Gast) - 19. Mär, 15:10

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Angry at the world but shy about blogging. Note to family, friends, comrades in the struggle, workmates and nice people generally: I don't intend to put anything up here that will get you in trouble. Don't panic... .....................................

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