Für die Gliederung des Schulsystems in Hauptschule, Realschule und Gymnasium gibt es keine wissenschaftliche Begründung schreibt die Lernpsychologin Elsbeth Stern vom Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in der
ZEIT. Zwar gebe es erhebliche Intelligenzunterschiede zwischen den Schülern, die durch die Schule nicht nivelliert werden könnten, es sei aber keine sinnvolle Unterteilung in drei oder auch nur zwei Gruppen ähnlicher Intelligenz möglich. Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit, so Stern, zeige sich darin, dass „wir so tun, als sei das Gymnasium eine Eliteschule, tatsächlich aber ist es zu eine Massenschule geworden. Studien zeigen beispielsweise, dass Schüler die einen IQ von 110 haben, mit etwa gleich großer Wahrscheinlichkeit auf dem Gymnasium wie auf einer anderen Schule landen.“ Auch die Einteilung der Schüler in praktisch-handwerklich begabte Hauptschüler und theoretisch-wissenschaftlich begabte Gymnasiasten sei wissenschaftlich nicht begründet. Die Wirklichkeit, schreibt Stern, sei ungleich vielfältiger. „Viele Hauptschüler werden genauso wie Gymnasiasten in der Schule geistig unterfordert. Über alle Schulformen hinweg gebe es Schüler, die Probleme mit der Sozialkompetenz haben. Um jeden Schüler seinen Begabungen gemäß zu unterrichten, müssten die Lehrer unterschiedliche Lernangebote innerhalb einer Lerngruppe bereitstellen. In einigen Fällen sei jahrgangsübergreifender Unterricht sinnvoll, ausgewählte Schüler sollten die Möglichkeit erhalten, Kurse an der Universität zu belegen. Den Verfechtern der Gesamtschule, so Elsbeth Stern, müsse ihrerseits klar sein, dass die optimale Förderung des einzelnen Schülers zu mehr Ungleichheit führe. Denn je größer die Chancengerechtigkeit, desto mehr schlage die Begabung durch. Eine gute Schule produziere Leistungsunterschiede auf hohem Niveau.
apriori - 15. Dez, 08:28 -
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